Cottbus. Klaus Lehmann ist im Alter von 85 Jahren verstorben. Der Cottbuser war unter anderem DTTB-Ehrenmitglied, in der Zeit der deutschen Wiedervereinigung kooptiertes Mitglied des DTTB-Vorstands, er war Vizepräsident des Tischtennis-Verbands der DDR (DTTV), erster TTVB-Präsident und Vizepräsident des NTTV, Mitglied in zwei ETTU-Komitees und bis 2018 der Macher bei der SG Automation 86 Cottbus. Zudem war der gebürtige Schönwalder ein engagierter Seniorensportler, nahm an zahlreichen Senioren-Welt- und -Europameisterschaften teil, war Gründungsmitglied, Präsident und zuletzt Ehrenmitglied der Senioren-Vereinigung DER CLUB und von 2001 bis 2009 bei der Internationalen Tischtennis Seniorenvereinigung IVTTS als Vorstandsmitglied aktiv.
Mit seinem Tod am Sonntag, 26. Februar 2023, hat Tischtennis-Deutschland einen Menschen mit glühender Leidenschaft für den Tischtennissport, einem immensen Engagement und großem Organisationstalent verloren.
Ein Nachruf von Arnd Heymann und und Karin Reiser
Wie genau Klaus Lehmann zum Tischtennis kam, hat er nie verraten. 1951 begann Klaus bei Einheit Lübben mit Tischtennis spielen. Über Empor Gotha, wo er während seines Studiums aktiv war, Dynamo Lübben und Lok Cottbus kam er dann zur SG Automation 86 Cottbus (vormals BSG Lokomotive Cottbus). Dort feierte Klaus viele Erfolge: Sein Verein spielte mit ihm als Vorsitzendem 20 Jahre in der Oberliga, der höchsten Spielklasse der DDR, und nach der Wiedervereinigung in Berlin/Brandenburg. Der Verein, der für eine gute Nachwuchsarbeit bekannt war, bekam wurde zu DDR-Zeiten drei Mal als „Vorbildliche Sektion“ des DTTV ausgezeichnet. Nach zwei Jahren in der Regionalliga Nord schaffte der Klub den Aufstieg in die 2. Bundesliga Nord, musste aber aus finanziellen Gründen auf den Start in Liga zwei verzichten.
Als Vizepräsident Sport des DTTV der DDR seit 1984 und Gründungspräsident des Tischtennis-Verbandes Brandenburg von 1990 bis 1995 sowie als kooptiertes Mitglied im Vorstand des DTTB von 1991 bis 1993 mit Präsident Hans Wilhelm Gäb hatte Klaus Lehmann großen Anteil an der Wiedervereinigung auch im deutschen Tischtennissport. Beim DTTB fungierte er als Beisitzer im Bundesgericht (2005 bis 2011) und bleib dem Dachverband als Ehrenmitglied des DTTB erhalten. Im Norddeutschen Tischtennis-Verband wurde Klaus Lehmann 1991 als Vizepräsident gewählt und war in dieser Funktion 16 Jahre lang tätig.
Ämter auch in der ETTU
Klaus Lehmann hat auch international gewirkt. Zunächst vom DTTV und dann vom DTTB delegiert, war der Lausitzer von 1990 bis 1994 Mitglied im Technischen Komitee, danach von 1994 bis 2000 Mitglied im Seniorenkomitee der ETTU.
Sein Wirken für den Tischtennissport erschöpfte sich nicht nur in der Ausübung von Ehrenämtern. Er war auch der Hauptverantwortliche und örtliche Organisator bei der Ausrichtung einer Vielzahl bedeutender Tischtennis-Veranstaltungen in Cottbus. Die Nationalen Deutschen Meisterschaften der Damen und Herren im Jahr 2004 etwa oder das Herren-Länderspiel sieben Jahr später gegen Schweden in der Europaliga, die Internationalen Meisterschaften der DDR 1971 und die DDR-Meisterschaften 1977, die brandenburgischen Landesmeisterschaften und Turnieren auf den Ebenen darunter sind ungezählt.
Diplom-Ingenieur mit beruflichen Ambitionen
Beruflich machte der Sohn eines Bäckermeisters auf dem zweiten Bildungsweg, in der ehemaligen DDR, seinen Diplom-Ingenieur und brachte es vom Leiter des Büros bis zum Betriebsdirektor bei der Reichsbahn. Auch seine ganzen beruflichen Aktivitäten aufzuzählen, würde zu weit führen, denn sein Streben nach Fortbildung und Sicherheit waren fast unersättlich. Bevor er 1992 in den vorzeitigen Ruhestand ging, war Klaus Geschäftsführer einer GmbH.
In seinem Heimatverband Brandenburg war er nicht nur Gründungsmitglied und Präsident, sondern auch Leiter des Landesleistungsstützpunkts. Neben seinem Engagement im Ehrenamt war Klaus Lehmann wichtig, auch regelmäßig selbst am Tisch zu stehen. Noch zu seinem 80. Geburtstag sagte er: „Ich spiele, so lange ich den Schläger halten kann.“ Bereits 1994 hatte Klaus Lehmann an seiner ersten Senioren-WM im australischen Melbourne teilgenommen. Es folgte die ersten Europameisterschaften 1995 in Wien. International persönlich am Ball blieb er bis zu den Weltmeisterschaften 2016 in Alicante.
Zuletzt musste der langjährige Trainer leider endgültig den Schläger gegen den Gehstock eintauschen. „Dass ich mit Tischtennis aufhören musste, schmerzt mich sehr“, sagte er in einem Interview mit „Niederlausitz Aktuell“ noch im vergangenen Sommer und fügte mit einem Lächeln hinzu: „Es tut weh, wenn man sich selbst nicht mehr so bewegen kann und sieht, welche Fehler die anderen machen.“
Tischtennis-Deutschland trauert mit den Hinterbliebenen des Familienvaters, vor allem seiner Ehefrau Christa und der gemeinsamen Tochter.
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