Granada. Mit acht Medaillen kehrt die deutsche Para-Nationalmannschaft von den Weltmeisterschaften im spanischen Granada zurück. Valentin Baus und Thomas Schmidberger gewinnen Gold im Einzel. Sandra Mikolaschek und Thomas Brüchle feiern den WM-Titel im Mixed. Als herausragend will Bundestrainer Volker Ziegler die Bilanz aber nicht bezeichnen. „Wir zählen nicht nur die Titel und Medaillen. Für uns sind auch kleine und große Schritte in der Leistungsentwicklung entscheidend", so Ziegler. "Durch internationale Vergleiche auf höchstem Niveau können wir die Spielerinnen und Spieler gezielt weiterentwickeln. Wir haben eine sehr gute Weltmeisterschaft gespielt, bei der es neben einzelnen Enttäuschungen viele positive Überraschungen gab." Für eine herausragende WM hätten allerdings weitere Medaillen in den Wettbewerben der Stehenden gefehlt. "Hier müssen wir feststellen, dass die Professionalisierung in vielen Nationen sehr weit vorangeschritten ist und wir unserem Nachwuchs diese Realität von Beginn an vermitteln müssen.“
In Abwesenheit von Russland und China fanden die Weltmeisterschaften in der Granada City Sports Hall statt. Wie hoch das Niveau in den einzelnen Wettkampfklassen dennoch war, stellte die internationale Konkurrenz aus 51 Nationen deutlich unter Beweis. Einige der 13 nominierten deutschen Spielerinnen und Spieleren dominieren längst die Weltspitze, insbesondere die vielen Nachwuchsasse haben dorthin jedoch noch einen Weg zu gehen. Begonnen hatte der Saisonhöhepunkt in Spanien vielversprechend. In den Doppel- und Mixed-Wettbewerben sammelte das deutsche Team einen kompletten Medaillensatz ein. Sandra Mikolaschek und Thomas Brüchle erkämpften sich Gold im Mixed. Stephanie Grebe und Juliane Wolf gewannen Bronze. Valentin Baus und Tom Schmidberger holten bei ihrem ersten gemeinsamen WM-Auftritt im Doppel Bronze. Anschließend begann dann die Medaillenjagd in den Einzeln.
Zweimal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze im Einzel
Der 26-Jährige Valentin Baus (Wettkampfklasse 5) sicherte sich durch WM-Gold im Einzel und ist nun Halter des inoffiziellen "Grand Slams" aus Europameister- und Weltmeister, Paralympicssieger sowie Weltranglistenplatz eins. Seite 2019 ist er zudem ungeschlagen. Sein Kumpel und Doppelpartner Tom Schmidberger holte nach Silber bei der WM 2018 nun das ersehnte Einzel-Gold in der WK 3. Der 31-jährige Niederbayer ist außerdem seit Oktober Weltranglistenerster in der Klasse. Der Weg ins Endspiel führte über ein deutsches Duell: Im Halbfinale hieß es Schmidberger gegen Thomas Brüchle – ausgerechnet die Partner, die bei den Paralympics in Tokio Silber im Team-Wettbewerb gewannen. Brüchle unterlag 0:3, er sicherte sich damit aber verdient Bronze. WM-Silber gewann die dritte Düsseldorferin im Aufgebot der deutschen Mannschaft neben Baus und Schmidberger: Sandra Mikolaschek unterlag im Finale der Klasse 4 der Weltranglistendritten Wijittra Jaion aus Thailand, auch wenn sie einen 0:2-Satzrückstand zwischenzeitlich ausgleichen konnte.
WM-Debütantin Jana Spegel aus Stuttgart setzte überraschend ein Ausrufezeichen. Als einzige Deutsche hatte sie zunächst eine Gruppenphase zu überstehen. Dies gelang ihr und sicherte den Einzug ins Halbfinale. Hier nahm die 19-Jährige der Weltranglistenersten aus Polen, Dorota Buclaw, immerhin einen Satz ab. Letztlich unterlag Spegel mit 1:3 (13:11, 2:11, 10:12, 6:11), nimmt aber Bronze mit nach Hause. Die Leistung seiner Aktiven imponierte Volker Ziegler: „Ich ziehe den Hut vor dem Einsatz und Willen, den die Spielerinnen und Spieler hier an den Tag gelegt haben", so der Coach.
Mehrere Viertelfinal- und Achtelfinalplatzierungen
Fehlendes Losglück wog besonders schwer, weil dort erstmals eine Para-WM – mit wenigen Ausnahmen – direkt im K.o.-System startete. Zu spüren bekam das etwa Steher Thomas Rau (WK 6). Gleich im Achtelfinale traf er auf keinen Geringeren als den Paralympicssieger von Tokio, Ian Seidenfeld (USA). Rau unterlag auch deshalb recht deutlich (0:3), auch weil er gesundheitlich angeschlagen angetreten war. Auch Raus Zimmerkollege und Doppel-Partner Björn Schnake (WK 7) schied im Achtelfinale aus. Schnake lieferte sich ein spannendes Fünf-Satz-Match mit dem Franzosen Stephane Messi. Trotz starker Leistung mit vielen Offensivaktionen reichte es für den 50-jährigen Hildesheimer nicht zum Sieg. Im gemeinsamen Doppel schieden beide im Viertelfinale aus.
Für die Steherinnen lief die WM im Einzel ebenfalls nicht wie erhofft. Stephanie Grebe (WK 6) überstand das Achtelfinale, musste sich jedoch im Viertelfinale gegen die starke Polin Marszal im entscheidenden fünften Satz mit 6:11 geschlagen geben. Lena Kramm (WK 9), Marlene Reeg (WK 10) und Juliane Wolf (WK 10) schieden bereits im Achtelfinale aus. Im Mixed reichte es für Wolf/Rau und Reeg/Schnake für das Viertelfinale.
Ihre WM-Debüts gaben zudem die 19-jährige Tiziana Oliv (WK 7) und der 15-jährige Mio Lukas Wagner (WK 10). Oliv behielt im Achtelfinale gegen die Spanierin González einen kühlen Kopf (3:2) und erreichte das Viertelfinale. Doch die Niederlage gegen die Südkoreanerin Kim (1:3) bedeutete das WM-Aus für die Nachwuchsspielerin. Die Erwartungen, die Mio Wagner an die WM und sich selbst geknüpft hatte, erfüllten sich nicht. Mit Stephanie Grebe schied er im Mixed-Achtelfinale chancenlos aus. Im Einzel ließ der übermächtige Gegner, Paralympics-Silbermedaillengewinner Mateo Boheas aus Frankreich, dem Youngster keine Chance (0:3). Positiv gestimmt sein kann das Team dennoch.
Deutschlands WM-Medaillen
Gold: Valentin Baus, Thomas Schmidberger (beide Einzel), Sandra Mikolaschek und Thomas Brüchle (Mixed)
Silber: Sandra Mikolaschek (Einzel), Stephanie Grebe und Juliane Wolf (Doppel)
Bronze: Jana Spegel, Thomas Brüchle (beide Einzel), Valentin Baus und Thomas Schmidberger (Doppel)
Das deutsche Aufgebot für die Para Tischtennis-WM
Herren: Valentin Baus (Alter: 26 / Verein: Borussia Düsseldorf / Geburtsort: Bochum), Thomas Brüchle (46 / Tischtennis Frickenhausen / Lindau), Thomas Rau (38 / RBS Solingen / Neustadt in Holstein), Thomas Schmidberger (31 / Borussia Düsseldorf / Zwiesel), Björn Schnake (50 / TSV Thiede / Hildesheim), Mio Lukas Wagner (15 / Krummesser SV / Lübeck)
Damen: Stephanie Grebe (34 / PSC Berlin / Berlin), Lena Kramm (25 / BSV München / Pfaffenhofen), Sandra Mikolaschek (25 / Borussia Düsseldorf / Eisleben), Tiziana Oliv (18 / TTC Elgershausen / Kassel), Marlene Reeg (22 / TTG Büßfeld / Erbach im Odenwald), Jana Spegel (19 / SRH Campus Sports Heidelberg / Stuttgart), Juliane Wolf (34 / BSG Offenburg / Eisenhüttenstadt)