Lissabon. Eberhard Schöler ist neues Ehrenmitglied der Europäischen Tischtennis Union. Der ETTU-Kongress ehrte damit im Rahmen der Team-Europameisterschaften in Lissabon seinen ehemaligen langjährigen stellvertretenden Präsidenten. Schöler erhielt einen lang anhaltenden, herzlichen Applaus der Delegierten aus ganz Europa. "Ich freue mich sehr für Eberhard. Die Ehrenmitgliedschaft hatte er sich längst verdient", sagte DTTB-Präsident Thomas Weikert, der zusammen mit Generalsekretär Matthias Vatheuer Deutschland bei der europäischen Vollversammlung vertrat.
Der ehemalige Nationalspieler, Schöler, der unter anderem 1969 in München WM-Silbermedaillen im Einzel und mit dem Team gewann, war von 1994 bis 2012 Vizepräsident der ETTU und in dieser verantwortungsvollen Funktion als europäisches Mitglied auch im "Board of Directors" beim Weltverband ITTF tätig. Von 1993 bis 2007 war der "Gentleman des Sports" DTTB-Vizepräsident für Leistungssport, von 1981 bis 1993 Sportwart.
2015 vorerst letzte Lang-EM mit Team, Einzel und Doppel
Weitere Personalien aus deutscher Sicht: Eva Jeler, DTTB-Cheftrainerin Nachwuchsförderung und Schüler-Bundestrainerin, wurde ebenso wie die Brüder Christoph und Michael Theis mit der ETTU-Auszeichnung "Badge of Honour" für ihr jahrzehntelanges Engagement im europäischen Tischtennissport geehrt. Das ETTU-Präsidium ernannte den Karlsfelder Gerhard Schnabel, der bei der EM als stellvertretender Oberschiedsrichter agiert, zum Vorsitzenden des ETTU-Schiedsrichter-Komitees.
Auf Antrag des ETTU-Präsidiums mit der Schleswiger Vizepräsidentin Heike Ahlert, die in Personalunion die für den Leistungssport zuständige DTTB-Vizepräsidentin ist, hat sich Europa dem Takt des Weltverbands angepasst. Ab 2016 werden Individual- und Team-Europameisterschaften getrennt voneinander ausgetragen. In geraden Jahren gibt es eine EM mit Einzel, Doppel und Gemischtem Doppel, in ungeraden Jahren die Mannschaftswettbewerbe der Damen und Herren - bei WMs ist es umgekehrt. "Mit dem Antrag auf Trennung der Meisterschaften hat das ETTU-Präsidium dem Wunsch der Nationen entsprochen", erklärte Heike Ahlert. "Die Trennung zwischen Individual- und Mannschaftswettbewerben soll ermöglichen, dass wir bei diesem übersichtlichen Rahmen von fünf bis sechs Turniertagen leichter geeignete Veranstalter finden, dass die Nationen ihren Aufenthalt besser finanzieren können und die Topspieler die EM weiterhin in ihren vollen Terminkalendern unterbringen können."
Die vorerst letzte lange EM ist die im kommenden Jahr in Jekaterinburg. Dort werden vom 25. September bis 4. Oktober Mannschafts-, Einzel- und Doppelkonkurrenzen ausgetragen, denn darauf hatten sich die russischen Organisatoren bereits bei der EM-Vergabe im Juli dieses Jahr eingestellt.
Nachmeldungen von Spielerinnen und Spielern im nächsten Jahr wieder möglich
Außerdem beschloss der Kongress für die EM 2015, dass auch nach Ablauf der Meldefrist eine Ummeldung von Spielerinnen und Spielern bei triftigen Gründen (Krankheiten, Verletzungen usw.) erfolgen kann. Bei dieser EM in Lissabon war das nicht möglich, was dazu führte, dass zum Beispiel Deutschland nach dem kurzfristigen Ausfall von Patrick Baum und der verspäteten Anreise von Dimitrij Ovtcharov (nach Weisheitszahn-OP) in arge Personalnöte kam, zumal sich noch Patrick Franziska gegen Portugal verletzte. Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf hatte die Regelung, dass nicht nachnominiert werden konnte, dieser Tage kritisiert. "Dadurch musste ich jetzt andere, sehr gute Spieler zu Hause lassen", sagte Roßkopf. "Ich begrüße es sehr, dass wir den Nationen in Zukunft die Option einräumen, in solchen Ausnahmefällen wie es etwa beim deutschen Team der Fall war, Spieler nachzunominieren", betont Heike Ahlert.
Für die EM 2015 gibt es eine weitere Neuerung: Bei der Setzungsliste der Team-EM in den drei Divisionen Championships Division, Challenge Division und Standard Division werden nicht allein die Ergebnisse des Vorjahres, sondern auch die Mannschafts-Weltrangliste zu Rate gezogen.
EM-Qualifikation ab 2016 / Europe Top 12 jetzt ein Top 16
Ab 2016 wird eine Qualifikation zu den Team-Europameisterschaften eingeführt mit zwei Heim- und zwei Auswärtsspielen für jede Teilnehmernation. Die Details der Team-EM-Quali sollen beim Außerordentlichen ETTU-Kongress im Rahmen der WM im chinesischen Suzhou im kommenden Jahr besprochen werden. Dort wird auch über die Regularien von 2016 einzuführenden U21-Europameisterschaften diskutiert, die die Alterslücke zwischen Jugend-Euros und den kontinentalen Titelkämpfen der Erwachsenen schließen soll.
Das altehrwürdige europäische Ranglistenturnier, vormals Europe Top 12, wird ab 2015 zum dreitägigen European Top 16 Cup jährlich im Februar, mit dann je 16 Teilnehmern bei Damen und Herren. Fest qualifiziert ist der amtierende Einzel-Europameister, hinzukommen die Top 14 der zum Zeitpunkt der Einladung gültigen Europarangliste sowie eine Wildcard für die Gastgebernation, sollte von ihr noch kein Spieler über das europäische Ranking qualifiziert sein.
Der Antrag auf die Übernahme der ITTF-Regelungen zur internationalen Spielberechtigung durch die ETTU wurde nach intensiver Diskussion zurückgezogen. Seit September 2008 sind Spieler, die ihre Nationalität nach ihrem 21. Lebensjahr gewechselt haben, nicht bei Welttitelkämpfen
startberechtigt. Für jüngere Spieler ist ein Nationenwechsel möglich, aber mit einer Wartezeit verbunden: im Alter bis zu 15 Jahren beträgt die Wartezeit für Aktive drei Jahre, bis sie für ihren neuen Verband bei WM und World Cup antreten dürfen, bis 18 fünf Jahre und bis 21 sieben Jahre.