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Von der EM-Gold-Mannschaft sind Duda, Qiu und Stumper wie die Bundestrainer Roßkopf und Hielscher auch in Chengdu dabei (Foto: MS, EM in Cluj 2021)
Die Stimmen vor der Team-WM in Chengdu. "Wir visieren eine Medaille an, und wenn man in diesem Bereich ist, geht sowieso alles"

Roßkopf: "Man muss sich immer hohe Ziele setzen"

MS 19.09.2022

Chengdu/Düsseldorf. Deutschlands Nationalteams sind bereit für die Team-Weltmeisterschaften im chinesischen Chengdu (30. September bis 9. Oktober). Herren-Bundestrainer Jörg Roßkopf ist auch ohne das Olympia-Trio Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska von der Stärke seiner Mannschaft, angeführt von Europameister Dang Qiu und Team-Europameister Benedikt Duda, überzeugt. "Ich glaube immer daran, dass meine Mannschaft das Maximum erreichen kann und traue ihr das auch in Chengdu zu", sagt er. "Wir visieren erst einmal eine Medaille an, und wenn man in diesem Bereich ist, geht sowieso alles. Wir werden es einfach probieren. Wieso nicht?"

Sportdirektor Richard Prause berichtet von den speziellen Pandemie-Bedingungen und die drei in Deutschland geborenen Herren mit chinesischen Wurzeln erzählen unter anderem, ob das Herkunftsland ihrer Eltern diese WM in China für sie zu etwas Besonderem macht.

Die Zitate der Herren vor der WM in Chengdu

Sportdirektor Richard Prause

Diese WM ist in vielerlei Hinsicht eine besondere. Unter anderem wird sie aufgrund der speziellen Corona-Situation in China in einem Closed-Loop-System gespielt, ähnlich wie bei den Olympischen Winterspiele in Peking. Wie sieht diese konkret für den Tischtennissport und die deutsche Mannschaft aus?
Richard Prause:
Wir werden am 25. September abfliegen und über Dubai mit einem Charterflieger des Weltverbandes weiter nach Chengdu reisen. In China greift dann ab dem Transport vom Flughafen zum Hotel der Closed-Loop, durch den uns die normalerweise vorgeschriebene Quarantäne-Zeit in China nach der Einreise erspart bleibt. Alle sind gemeinsam in einem großen, abgegrenzten Hotel-Komplex untergebracht. Dort müssen wir nicht ständig in den Zimmern sein, sondern können uns sehr frei bewegen. Zum Hotel-Komplex gehört eine abgegrenzte Außenanlage, in der man auch einmal spazieren oder joggen kann. Das Essen wird in unserem Hotel in Buffetform serviert, es gibt einen eigenen Bereich für die täglichen PCR-Tests, die vorgenommen werden müssen. Zum Closed-Loop zählt natürlich auch der Hallenbereich. Am 10. Oktober verlassen wir dann wieder Chengdu mit einem Charterflug, der uns nach Singapur bringt. Von dort geht es weiter nach Deutschland. Alles in allem: Wir können uns, was wichtig ist, bei der WM relativ frei bewegen. In gewisser Form ähnelt es der Situation einer normalen WM, denn auch dort wäre keine Gelegenheit, um die Gegend oder die Stadt kennenzulernen. Wir sind uns sicher, dass die ITTF zusammen mit dem chinesischen Verband unter den speziellen Voraussetzungen, die Corona nun einmal mit sich bringt, eine sehr gut organisierte WM mit größtmöglicher Normalität präsentieren wird.

Die Nominierung ohne das komplette Silberteam von Tokio mit Ovtcharov, Boll, Franziska hat die Sportwelt überrascht. Wie kam sie zustande?
Prause:
Wir haben lange darüber diskutiert. Die Entscheidung war sicherlich keine leichte. Timo Boll und Dimitrij Ovtcharov, die vor der EM in München lange verletzt waren, sowie der junge Vater Patrick Franziska sollen während ihrer WM-Pause weiter ihre Form aufbauen. Im Anschluss an die WM werden sie bei den mit vielen Punkten fürs Einzel- und damit auch Olympia-Team-Ranking stattfindenden WTT Champions und WTT Cup Finals in China wieder in den internationalen Turnierzirkus einsteigen.

Es handelt sich also um keine richtungsweisende Zäsur?
Prause:
Nein, ganz im Gegenteil: Wir vollziehen bei den Herren natürlich noch keinen Generationswechsel, nehmen aber die junge Generation schon einmal in die Pflicht und wollen sie weiterentwickeln, ähnlich wie im Herbst 2021 Jahr bei den Team-Europameisterschaften, als die Damen und Herren ohne fünf der sechs Olympiastars jeweils Gold gewannen und wichtige Erfahrungen für ihre weitere Entwicklung sammelten. Übrigens: Zwei wichtige Spieler, die in Cluj-Napoca erstmals im Team für sie ungewohnte Verantwortung übernehmen mussten, waren Dang Qiu und Nina Mittelham, der neue Europameister im Einzel und die nur durch eine Verletzung gestoppte EM-Zweite.

Die deutsche Herren-Mannschaft ohne ihre Erfolgsessenz der letzten Jahre, die Damen ohne die verletzte Petrissa Solja. Wie lautet die Zielsetzungen des DTTB für diese WM?
Prause:
Wir werden in Chengdu zwei schlagkräftige Mannschaften an den Tisch bringen, die im Optimalfall um vordere Platzierungen spielen können. Wir warten nun zunächst einmal die Auslosung ab, die am 29. September sein wird. Danach bereiten wir uns dann gezielt auf unsere Konkurrenten vor.

 

Jörg Roßkopf, Herren-Bundestrainer

Wie laufen die Vorbereitungen auf die WM?
Jörg Roßkopf:
Zugeben, eher suboptimal: Einige waren bei internationalen Turnieren im Einsatz, ein paar Trainingspartner waren angeschlagen. Aber unsere Mannschaft ist fit, auch Ricardo Walther ist nach seiner Verletzung spielerisch und konditionell auf der Höhe. Ich bin gespannt, was Kay und Fanbo machen und wie sie sich entwickeln. Denn in ein paar Jahren werden wir sicher den einen oder andern Spieler neu brauchen.

In den vergangenen Jahren ist die deutsche Herren-Mannschaft mit dem Traum zu Weltmeisterschaften gereist, an einem perfekten Tag in einem Finale gegen China Gold zu holen. Wovon träumt Jörg Roßkopf vor der WM 2022?
Roßkopf:
Am Traum, Weltmeister zu werden, ändert sich gar nichts; der bleibt auch diesmal der Gleiche. Man muss sich immer hohe Ziele setzen. Natürlich wird es in dieser Konstellation nicht einfacher, aber ich glaube immer daran, dass meine Mannschaft das Maximum erreichen kann und traue ihr das auch in Chengdu zu. Unter dieser Voraussetzung fliege ich nach China. Wir visieren erst einmal eine Medaille an, und wenn man in diesem Bereich ist, geht sowieso alles. Wir werden es einfach probieren. Wieso auch nicht?

Wie wichtig ist diese WM ohne Ovtcharov, Boll und Franziska für die Entwicklung des deutschen Tischtennis?
Roßkopf:
Man muss der nachfolgenden Spielergeneration frühzeitig Verantwortung übertragen, denn sie muss rechtzeitig lernen, mit Drucksituationen umzugehen. Dies haben wir auch mit Erfolg vor einem Jahr bei den Team-Europameisterschaften in Rumänien gemacht. Die von Patrick Franziska angeführte Mannschaft ist daran gewachsen und holte Gold, Dang Qiu ist zudem inzwischen Einzel-Europameister und der am höchsten in der Weltrangliste platzierte deutsche Top-Ten-Spieler. Es ist gut, dass die jüngeren Generationen lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Außerdem war die Situation diesmal keine einfache: Timo laboriert immer noch leicht an seiner Verletzung, Dima war sehr lange verletzt und Patrick hatte zuletzt, weil er Papa geworden ist, eine Zeitlang etwas weniger trainiert. Meine Spieler wollen immer sehr gerne die WM spielen. Sie haben sehr viel für Deutschland geleistet, das muss man sich immer in Erinnerung rufen. Aber mit dem langfristigen Blick auf die Olympischen Spiele muss man auch die Belastung dosieren.

Titelverteidiger China ist wie stets der große Goldmedaillenfavorit. Wer landet sonst noch auf den Medaillenrängen?
Roßkopf:
Außer China die üblichen Verdächtigen, aus meiner Sicht vor allem Deutschland, Südkorea, Japan, Taiwan und Schweden. Ich habe im Gefühl, dass die Schweden diesmal eine Medaille machen. Ich mache mir aber wenige Gedanken über die anderen Teams und versuche mich mehr auf die Performance meiner Mannschaft und meiner Spieler zu konzentrieren.

 

Dang Qiu

Europameister Dang Qiu. Klingt es noch ungewohnt? Oder hast du dich inzwischen an den Titel gewöhnt?
Dang Qiu:
Europameister Dang Qiu klingt tatsächlich immer noch sehr surreal. Aber über die Zeit hinweg habe ich es mittlerweile schon häufig gehört und mich mit diesem sehr schönen Titel auch sehr gerne angefreundet. Ich darf mehr als glücklich sein, mich Europameister nennen zu dürfen.

Vor einem Jahr bist du für Deutschland erstmals bei einer Team-EM an den Start gegangen. Jetzt führst du als Nummer acht der Welt ein WM-Team ohne Dimitrij Ovtcharov, Timo Boll und Patrick Franziska an. Empfindest du eine besondere Verantwortung?
Qiu:
Man wächst mit der Aufgabe. Das wird natürlich eine große Herausforderung für mich als Führungsspieler, aber auch für die gesamte Mannschaft, die WM ohne die drei erfahrenen Hasen zu spielen. Ich nehme diese Verantwortung gerne an und versuche mein Bestes zu geben und um jeden Ball für die Mannschaft zu kämpfen. Dann werde ich, egal wie es ausgeht, vieles dieser WM mitnehmen und lernen können.

Für das Team ist ein WM-Start in dieser Formation ein Sprung ins kalte Wasser, im Optimalfall ist aber dennoch eine Medaille drin. Mit welchen Erwartungen tretet ihr an?
Qiu:
Wir werden zwar mehr oder weniger ins kalte Wasser geworfen, haben aber auch sehr viel Erfahrung von unseren Wettkämpfen, die wir mit der Mannschaft in der Liga, international und teilweise bei den Europameisterschaften bestritten haben. Deswegen können wir mit breiter Brust anreisen und uns hohe Ziele stecken, in dem wir uns sagen: Wir müssen sehr, sehr gut performen und ans absolute Limit gehen, um am Ende vielleicht auf dem Treppchen zu landen. Da müssen wir aber einfach von Spiel zu Spiel schauen und versuchen, mit der Mannschaft im Turnierverlauf ins Rollen zu kommen.

Du bist ein waschechter Schwabe, aber deine Eltern kommen beide aus China. Ist es deshalb für Dich etwas Besonderes, deine erste Team-WM ausgerechnet in China zu spielen?
Qiu: Es ist natürlich ein schöner Zufall. Jeder weiß: China ist die Tischtennisnation schlechthin. Für mich ist es, unabhängig davon, dass meine Eltern dort geboren wurden, etwas ganz Besonderes. In China wird man als Tischtennisspieler als kleiner Star in seiner Sportart herausgestellt, wir bekommen dort viel mehr mediale Aufmerksamkeit als anderswo, die Hallen sind meistens besser gefüllt und die Zuschauer enthusiastischer. Aber wir sind ja dort, um Tischtennis zu spielen. Und ganz unabhängig davon, in welchem Land das ist, müssen wir versuchen, das gut zu machen.

Welche Rolle spielt China für Dich in Deinem Leben?
Qiu:
China spielt für mich natürlich immer noch eine große Rolle. Weil meine Eltern dort her kommen und immer noch Verwandte dort leben. Bis zur Pandemie bin ich jährlich zu den Turnieren der World Tour nach China gereist und habe auch ab und zu, wenn es die Zeit erlaubt, die Verwandtschaft besucht.

Dein Vater Qiu Jianxin, ein Weltklassetrainer, der seit vielen Jahren mit Japans Spitzenspielern arbeitet, ebenso wie Deine Mutter Chen Hong waren chinesische Nationalspieler. Welchen Einfluss hatten oder haben sie auf Deine Entwicklung?
Qiu:
Meine Mutter und mein Vater haben beide einen großen Einfluss auf meine Entwicklung. Ich habe sehr davon profitiert, dass meine Eltern ein so großes Know-how mitbrachten. Sie haben mir vielerlei Sachen direkt beibringen können, ohne dass ich einen Trainer brauchte. Wir haben einen engen Bezug und tauschen uns viel über Tischtennis aus, da lernt man auch immer das eine oder andere dazu. Natürlich ist es so auch nicht leicht, mal etwas Abstand vom Tischtennis zu gewinnen. Aber ich glaube, dass ich aus diesen Gesprächen sehr viele positive Aspekte herausziehen und gut in mein Spiel einbauen konnte.

Benedikt Duda

Bei der WM erwartet dich eine komplett neue Situation. Zusammen mit Dang führst du die Mannschaft an. Ist das eine Bürde oder eine zusätzliche Motivation?
Benedikt Duda:
Bürde auf gar keinen Fall, das ist natürlich pure zusätzliche Motivation. Es ist einfach ein super Gefühl, zu den Teamleadern zu gehören. Natürlich geht Dang voran, er ist der beste Spieler momentan und hat sich das auch hart erarbeitet und verdient. Ich freue mich, zusammen mit ihm die Mannschaft zu führen.

Auch ohne die großen Drei der letzten Jahre zählt die Mannschaft zum Kreis der Besten in der Welt. Was geht bei der WM in China für das Team Deutschland?
Duda:
Man sollte uns auf keinen Fall unterschätzen. Wir haben ein tolles Team und sind sehr gefährlich. Dang hat in diesem Jahr bewiesen, dass er zu den absoluten Topspielern gehört. Er gibt auf jeden Fall der gesamten Mannschaft Sicherheit, weil wir wissen, er kann gegen jede Nation zwei Punkte machen und dann fehlt nur noch einer zum Sieg. Bei so einer WM kann viel für uns gehen. Wir sind alle gut drauf, verstehen uns gut. Wir versuchen, von Spiel zu Spiel zu denken. Wo wir dann am Ende stehen, werden wir sehen.

Welche Mannschaften siehst du in Chengdu auf dem Podest?
Duda:
Ich denke, dass Deutschland stark genug ist, um am Ende auf dem Podest stehen zu können. Ansonsten sehe ich außer China auch Japan, Schweden, Taiwan mit Chancen. Es wird ein heißer Kampf um die Medaillenränge und wir werden alles versuchen, um mit Edelmetall nach Hause zu kommen.

Aktuell hast du dich, etwas länger schon, zwischen Position 30 und 40 in der Weltrangliste eingependelt. Wann folgt der nächste große Sprung nach vorne?
Duda:
Auf den nächsten Sprung warte ich nun leider schon etwas länger. Aber ich bin auf jeden Fall hungrig, den nächsten Schritt nach vorne zu machen. Ich arbeite weiter akribisch an mir und hoffe, dass ich mich bald in die Top 30 und Top 20 hocharbeiten kann.

Bei den Olympischen Spielen warst du der vierte Mann und dir für nichts zu schade, um der Mannschaft an allen Ecken und Enden zu helfen. Wer bekommt bei dieser WM die Rolle des Wasserträgers zugedacht?
Duda
(lacht): Das wird wohl an den beiden Jungen hängenbleiben. Kay und Fanbo sind erstmals dabei und werden auf jeden Fall ein paar Aufgaben bekommen, um uns Älteren das Leben etwas leichter zu machen.

 

Ricardo Walther

Du gehörst seit vielen Jahren zum engsten Kreis der Nationalmannschaft. Nach der Teilnahme an der WM 2017 folgt nun erstmals eine Team-WM. Wie groß war die Freude über die Nominierung?
Ricardo Walther:
Es ist ja meine erste Mannschafts-WM und ich bin sehr glücklich, dass ich dabei sein kann. Die WM in Düsseldorf war natürlich als Heim-WM einzigartig, aber eine Team-WM ist auch sehr reizvoll. Es ist etwas anderes, für die Mannschaft spielen zu dürfen und ein Teil davon zu sein. Ich finde Team-Wettkämpfe cool. Ich denke außerdem, dass wir auch ohne Dimitrij, Timo und Patrick eine sehr schlagkräftigte Mannschaft beisammen haben.

Du hast lange an einer Knieverletzung laboriert, konntest aber zuletzt bei internationalen Turnieren wieder schmerzfrei spielen. Ist die Verletzung zu 100 Prozent auskuriert?
Walther:
Es war eine langwierige Knieverletzung, eine permanente Reizung und Entzündung der Patellasehne, die mir sehr zu schaffen gemacht hat. Mittlerweile habe ich keine Probleme mehr und bin zu 100 Prozent fit, wenn ich am Tisch stehe. Glücklicherweise kann ich wieder voll belasten, auch wenn ich immer noch spezielle Aufwärm- und Stabilisationsübungen in der Reha machen muss.

Du hast schon häufig internationale Topspieler bezwingen können und zuletzt international starke Ergebnisse erzielt. Mit welchen Erwartungen reist du zur WM nach China?
Walther:
Einige internationale Topspieler habe ich schlagen können, und genau das ist auch unser Ziel bei der WM. Wir fahren nicht nach China, um nur teilzunehmen. Natürlich ist es durch die Coronaverhältnisse in China und durch das Fehlen von Dima, Timo und Patrick etwas Besonderes, es ist ja diesmal ein neuformiertes Team. Aber wir haben eine sehr starke Mannschaft beisammen. Dang als aktueller Europameister, Benne spielt sehr stark und konstant, Kay und Fanbo sind noch jung, haben aber zuletzt schon gute Ergebnisse gespielt und ich bin auch wieder fit und habe zuletzt international sehr gute Resultate erzielt. Wir können gegen alle mithalten. Das Ziel ist natürlich, erst einmal die Gruppenphase zu überstehen und dann von Runde zu schauen, um möglichst lange im Turnier zu bleiben. Ich wüsste nicht, warum mit dieser Mannschaft nicht alles möglich sein sollte.

 

Kay Stumper

Im vergangenen Jahr hast du mit Deutschland den Titel bei der Team-EM geholt, jetzt folgt dein WM-Debüt. Was erwartest du für dich persönlich von den Weltmeisterschaften?
Kay Stumper:
Nach der EM folgt jetzt für mich die WM. Ich freue mich natürlich sehr und hoffe, dass ich mein volles Leistungspotenzial abrufen kann, falls ich aufgestellt werde.

Für deinen neuen Verein Borussia Düsseldorf hast du in der TTBL bereits starke Ergebnisse erzielt, unter anderem durch einen erneuten Sieg über Schwedens WM-Zweiten von 2019, Mattias Falck. Glaubst du, dass die Erfahrung bei der WM deine weitere Entwicklung noch weiter beschleunigen wird?
Stumper:
Die Teilnahme an einer EM oder WM bringt immer wichtige Erfahrung. Generell: Wenn ich gut spiele, kann ich viele gute Spieler auch schlagen. Ich hoffe natürlich darauf, dass ich vielleicht ein paar Einsätze bekomme. Falls nicht, ist das aber auch nicht so schlimm, weil ich auf jeden Fall sehr viel bei der WM lernen werde.

Deine Mutter Bao Di war selbst eine ehemalige chinesische Nationalspielerin, nun wirst Du erstmals bei einer WM starten – in China! Ist diese Konstellation etwas Besonderes?
Stumper: Nein, es hat keinerlei größere Bedeutung für mich. Die WM könnte genauso gut in Ungarn oder irgendeinem anderen Land sein, das würde nichts ändern. Dass sie in China ist, macht es aufgrund der Corona-Situation aber etwas komplizierter. Es gibt viele Regeln, es wird viel getestet und so weiter, Corona eben.

 

Fanbo Meng

Die besondere Konstellation, dass Deutschland ohne seine Olympioniken antritt, hat dir wahrscheinlich schneller zur ersten WM-Nominierung verholfen als gedacht. Was bedeutet die Nominierung für dich und was erwartest du von deiner WM-Premiere?
Fanbo Meng:
Für mich ist etwas Großes und Einzigartiges, für die WM nominiert zu sein. Auch wenn es durch das Fehlen von Timo, Dima und Franz zustande kommt: Es ist meine erste WM, es ist mein Debüt für die Nationalmannschaft der Herren. Ich bin sehr glücklich, dass ich dabei sein darf und möchte der Mannschaft so viel wie möglich helfen. Ich freue mich darauf, WM-Atmosphäre zu schnuppern und kann mit Sicherheit ganz viel mitnehmen und lernen.

In der TTBL hast du bereits Spieler wie Timo Boll oder Mattias Falck besiegen können, vor wenigen Tagen hast Du den Weltranglisten-46. Geraldo besiegt. Das ist eine enorme Entwicklung, nachdem du vor knapp drei Jahren schon in jungen Jahren lange pausieren musstest…
Meng: Ich hatte im Dezember 2018 und März 2019 zwei Hüftoperation und musste beim Übergang vom Jugend- auf den Herrenbereich viel Monate lange pausieren, das war schon eine sehr schwierige Zeit, wenn ich ehrlich bin. Wir haben uns damals mit dem ehemaligen U23-Cheftrainer Helmut Hampl zusammengesetzt und entschieden, dennoch nach dem Fachabitur auf die Profilaufbahn zu setzen. Bislang hat sich das durch die positive Entwicklung der letzten zweieinhalb Jahre als die komplett richtige Entscheidung erwiesen. Es ist ein langer und sehr weiter Weg, aber ich hoffe, dass ich mich auf Dauer Schritt für Schritt in der Weltrangliste nach vorne arbeiten und irgendwann auch bei den wichtigen Veranstaltungen Medaillen gewinnen kann.

Du bist in Würzburg mit chinesischen Wurzeln geboren. Dein Vater Meng Qingyu, der in den 90er-Jahren nach Deutschland kam, war selbst Spitzenspieler, ist inzwischen seit vielen Jahren Trainer in Fulda und hat deine Entwicklung wesentlich beeinflusst. Ist es für dich oder deine Familie etwas Besonderes, dass du ausgerechnet in China deine erste WM spielen wirst?
Meng:
Mein Vater war in der Jugendzeit mein Trainer. Er ist neben zum Beispiel Lars, Rossi, Xiaoyong in Düsseldorf auch jetzt noch am Wochenende mein Trainer und hilft mir bei meiner Entwicklung. Dass die WM ausgerechnet in China ist, ist schöner Zufall, mehr aber auch nicht. Seit der Pandemie konnte ich leider nicht mehr meine Großeltern in dem Land besuchen. Aber ob die WM in China, in Houston, in Thailand oder sonst wo ist, das ist mir eigentlich ganz schnuppe: Es ist eine WM und ich darf mitmachen – das ist das Wichtigste!

Das Aufgebot des DTTB in Chengdu (China)

Herren
Dang Qiu (Verein: Borussia Düsseldorf, Weltrangliste vom 13. September: 9), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt, WR: 36), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach, WR: 74), Kay Stumper (Borussia Düsseldorf, WR: 100), Fanbo Meng (TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell, WR: 101)

Damen
Ying Han (KTS Enea Siarka Tarnobrzeg POL / Top Nagoya JPN, WR: 8), Nina Mittelham (ttc berlin eastside / Kyushu Asteeda JPN, WR: 13), Xiaona Shan (ttc berlin eastside / Kyoto Kaguya JPN, WR: 18), Sabine Winter (TSV Schwabhausen, WR: 46), Annett Kaufmann (SV Böblingen, WR: 125)

Trainer-Team
Richard Prause (Sportdirektor), Jörg Roßkopf (Herren-Bundestrainer), Tamara Boros (Damen-Bundestrainerin), Lars Hielscher (Cheftrainer Düsseldorf), Xiaoyong Zhu (Bundesstützpunkttrainer)

Physiotherapeutinnen
Birgit Schmidt und Annette Zischka (OSP Hessen in Frankfurt/Main)

Die teilnehmenden Mannschaften in der Übersicht

Herren: Ägypten, Algerien, Australien, Belgien, Brasilien, China, Taiwan, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Hongkong, China, Indien, Iran, Japan, Kanada, Kasachstan, Kroatien, Mexiko, Österreich, Polen, Portugal, Puerto Rico, Republik Korea, Rumänien, Saudi-Arabien, Schweden, Singapur, Slowakei, Slowenien, Thailand, Tschechische Republik, Ungarn, USA, Usbekistan
Titelverteidiger: China

Damen: Ägypten, Algerien, Brasilien, China, Taiwan, Deutschland, Frankreich, Hongkong, China, Indien, Iran, Japan, Italien, Kanada, Luxemburg, Malaysia, Mexiko, Polen, Portugal, Puerto Rico, Republik Korea, Rumänien, Schweden, Singapur, Slowakei, Südafrika, Thailand, Tschechische Republik, Ukraine, Ungarn, Usbekistan, USA
Titelverteidigerinnen: China

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