Höchst im Odenwald. Um 20 Uhr hebt der Air China Flug CA932 heute am Frankfurter Flughafen nach Peking ab. An Bord Timo Boll, der seine letzte sportliche Dienstreise nach China antritt. Von Peking aus geht es für die aktuelle Nr. 24 der Weltrangliste weiter nach Chongqing, wo am kommenden Donnerstag das WTT Champions beginnt. Mit den Olympischen Spielen in Paris, den siebten für Timo Boll, wird der 43-jährige gebürtige Hesse seine internationale Karriere beenden.
„Oft genug habe ich in der Vergangenheit davon gesprochen, vor dieser Entscheidung ein wenig Angst zu haben. Doch es war klar, dass dieser Tag unausweichlich kommt. Nun ist es tatsächlich Zeit für den Abschied von der Weltbühne des aktiven Sports." Für Borussia Düsseldorf wird er eine weitere Saison in der TTBL und Champions League aktiv bleiben, danach neben anderen Aufgaben dem Klub beratend zur Seite stehen: „Dem Sport, der mir so viel gegeben hat, werde ich aber auf jeden Fall treu bleiben. China und seinen Menschen werde ich weiterhin viel Beachtung schenken. Ideen gibt es genug. Mein Leben wird sicher interessant und spannend bleiben."
"Karriere hat Spuren hinterlassen"
„Ich bin dankbar für meine Karriere. Doch nun ist genug. Die Karriere hat viele Spuren hinterlassen", sagt er mit Blick auf die lange Liste an Verletzungen, Schmerzen und Entbehrungen, die ihm immer wieder unliebsame Begleiter waren: "Aber die Karriere hat viele Spuren hinterlassen. Mein Körper funktioniert nicht mehr so, dass das tägliche Training, die Wettkämpfe wirklich Spaß machen. Viele Verletzungen und Schmerzen erleichtern mir heute diese Entscheidung."
Mit Timo Boll verlässt damit einer der größten deutschen Sportler der letzten Jahrzehnte die Weltbühne, der insbesondere in Asien viel mehr war als nur ein Sportler. Neun Medaillen bei Weltmeisterschaften, 20-facher Europameister, drei Mal die Nummer eins der Weltrangliste sind nur ein Teil seiner Erfolge - und vielleicht auch noch nicht alle: Zu den vier Olympischen Medaillen soll in Paris noch eine fünfte in der Mannschaft hinzukommen und auch mit Borussia Düsseldorf wird er beim TTBL-Finale am 30. Juni und auch in der kommenden Saison noch auf Titeljagd gehen. „Wenn wir bei den Olympischen Spielen mit dem Team eine Medaille gewinnen, wäre das doch wirklich der perfekte Schlusspunkt."
"Ich möchte mich bei allen bedanken, die mich bei dem ultralangen Weg unterstützt haben: Familie, Freunde, Kollegen, Trainer, Sponsoren und natürlich auch bei den Fans", so Boll, der sich auf die verbleibenden Aufgaben freut: "Jetzt mache ich mich auf zu einem meiner letzten Abenteuer - meinem letzten Turnier in China."