WTT Contender Lagos: Walther fordert in deutschem Finale Ovtcharov heraus

Lagos. Beim mit 80.000 Dollar dotierten WTT Contender Lagos gibt es ein deutsches Finale. Um 17.15 Uhr MESZ stehen sich am Sonntag der in Nigeria an Position eins gesetzte Vorjahreszweite Dimitrij Ovtcharov und der erstmals in einem Contender-Finale vertretene Ricardo Walther gegenüber. Für Spannung im Titelendspurt ist gesorgt: Der bislang einzige internationale Vergleich im Jahr 2019 endete mit 4:3 für den Favoriten Ovtcharov. In der Bundesliga gab es das Duell zuletzt vor knapp zwei Jahren: Walther unterlag trotz einer 2:0-Führung mit 9:11 im Entscheidungssatz.

Dima Ovtcharov: "Halbfinalsieg als kleines Geburtsgeschenk für Mama"

Dimitrij Ovtcharov gelang als erstem der beiden Deutschen der Einzug in das Endspiel. Der Vorjahreszweite, der 2023 im letzten Spiel des Turniers dem Chinesen Zhou Qihao unterlag, sendete zum Ende des vorletzten Turniertages einen ganz besonderen Gruß nach Deutschland: "Ich freue mich, dass ich heute wieder den Finaleinzug geschafft habe. Der Sieg ist ein kleines Geschenk an meine Mama, sie hat heute nämlich Geburtstag!" Das Präsent für Mutter Tatjana ist das Ergebnis eines besonders kräftezehrenden Arbeitstages, an dem Ovtcharov am Vormittag zunächst ein 3:0-Erfolg über den 16 Jahre alten Chinesen Ning Xiankun gelang, am Nachmittag besiegte er dann im Halbfinale den Franzosen Thibault Poret in vier Sätzen. An den Tagen zuvor hatte der olympische Rekordmedaillengewinner den Südkoreaner Kim Minwoo und Kang Youde (China) ohne Satzverlust in Schach gehalten.

"Kurz vor dem Halbfinale hatte ich plötzlich wieder mehr Energie"

Spielerisch ist der Vorjahresfinalist in Lagos zwar auch in diesem Jahr wieder erfolgreich. Körperlich allerdings quält sich der 35-Jährige eher schlecht als recht über die Runden, seitdem ihn Donnerstagnacht heftige Magen-Darm-Probleme und Übelkeit aus dem Schlaf rissen. Ein Krankenhausbesuch am Freitagabend verschaffte Besserung, wie Ovtcharov verrät: "Medizinisch werde ich sehr gut betreut, alle sind sehr hilfsbereit. Immerhin ist die Übelkeit verschwunden und ich muss mich nicht mehr übergeben. Aber ich habe immer noch starken Durchfall und kann kaum etwas essen." Vor dem heutigen zweiten Einzel gegen Poret sorgte sich der geschwächte Ovtcharov um seine Kraftreserven: "Ich habe mich nach meinem ersten Spiel am Vormittag total kaputt gefühlt. Kurz vor dem zweiten Spiel spürte ich aber plötzlich wieder mehr Energie und habe mich besser gefühlt." Notgedrungen konzentriert sich Ovtcharov allein auf seine Matchzeit: "Normalerweise bin ich ja jemand, der sich sehr lange einspielt: Im Moment sind es vor jedem Match kaum zehn Minuten, um Kraft zu sparen. Aber vielleicht tut mir das auch einmal ganz gut." Spielerisch ist der ehemalige Weltranglistenerste zufrieden: "Ich freue mich, dass ich auch in diesem Jahr wieder im Finale stehe. Letztes Jahr hat es ja mit dem Turniersieg nicht geklappt, aber morgen nehme ich einen neuen Anlauf."

Ricardo Walther wehrt im Halbfinale zwei Matchbälle ab

Gegner im Finale ist sein Nationalmannschaftskollege Ricardo Walther, der in Lagos erstmals überhaupt ein Contender-Finale im Einzel erreichte. Der Grünwettersbacher besiegte in einer hochklassigen und dramatischen Halbfinalpartie den Weltranglisten-34. Lim Jonghoon nach einer fulminanten Aufholjagd und Abwehr von zwei Matchbällen mit 11:8 im Entscheidungssatz. Es war der zweite Sieg Walthers im fünften Duell mit dem Südkoreaner. Der 67 Plätze besser im ITTF-Ranking notierte Asiate gewann gegen den Deutschen Meister des Jahres 2020 die beiden ersten Sätze, doch schon im zweiten Durchgang deutete Walther trotz zweier vergebener Satzbälle eine deutliche Steigerung an. Satz drei wurde eine klare Sache für den Grünwettersbacher, der anschließend im vierten Spielabschnitt in bemerkenswerter Manier bei 8:10 zwei Matchbälle seines Gegenübers erfolgreich abwehrte und den Entscheidungssatz erzwang.

Wenige Minuten später darauf bejubelte der lautstark von den nigerianischen Fans unterstütze Walther, der den Wirkungskreis seines Gegners immer wieder mit geschickten Seit- und Unterschnittblocks sowie mit klugen Tempowechseln unterbrach, den Einzug in das Finale: "Ich bin natürlich sehr zufrieden, jetzt auch erstmals seit Einführung der WTT-Serie in einem Contender-Finale zu stehen. Die Chancen gegen Dima stehen 50:50. Bei unserem letzten Duell in der Liga habe ich 2:0 geführt, aber noch verloren. Es wird eine schwierige Partie, aber alles ist möglich."

Walther gewinnt deutsches Viertelfinale gegen Mengel

Zuvor hatte der Drittplatzierte der Deutschen Meisterschaften von Erfurt gegen den DM-Zweiten Steffen Mengel seine Chancen genutzt. Der Grünwettersbacher besiegte den Mühlhausener in einem ebenfalls hart umkämpften Fünfsatzmatch mit 3:11, 15:13, 11:9, 8:11 und 11:5. Im entscheidendenden fünften Durchgang sah es zunächst wie vor fünf Monaten beim Feeder Corpus Christi in den USA nach einem Vorteilen für Mengel aus. Doch Walther kehrte nach seiner Auszeit beim Stand von 2:4 mit frischem Rückenwind an den Tisch zurück und überließ dem Weltranglisten-49., der gestern Dänemarks Weltklassespieler Anders Lind ausgeschaltet hatte, nur noch einen Punktgewinn.

Die Ergebnisse der Deutschen am Samstag
Herren-Einzel, Halbfinale
Dimitrij Ovtcharov GER - Thibault Poret FRA 3:1 (-10,5,7,9)
Ricardo Walther GER - Lim Jonghoon KOR (-5,-12,5,10,8)
Viertelfinale
Dimitrij Ovtcharov GER - Ning Xiankun CHN 3:0 (4,12,6)
Ricardo Walther GER - Steffen Mengel GER 3:2 (-3,13,9,-8,5)

Die Spiele am Sonntag
Herren-Einzel, Finale
Dimitrij Ovtcharov GER - Ricardo Walther GER 17.15 Uhr
Damen-Einzel, Finale
Ding Yijie CHN - Sreeja Akula IND
Herren-Doppel, Finale
Harmeet Desai/Manav Vikash Thakkar IND - Olajide Omotayo/Azeez Solanke NGR
Damen-Doppel, Finale
Sreeja Akula/Archana Girish Kamath IND - Diya Parag Chitale/Yashaswini Ghorpade IND

Links

• Zur Auslosung und den Ergebnissen auf der WTT-Homepage
• Zum Livestream auf YouTube 

Das DTTB-Aufgebot beim WTT Contender Lagos
Herren: Dimitrij Ovtcharov (nächste Saison: TTC RhönSprudel Fulda-Maberzell), Steffen Mengel (Post SV Mühlhausen), Ricardo Walther (ASV Grünwettersbach)