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In der Offensive besser und besser: Ying Han beim WTT Champions in Xinxiang (Foto: World Table Tennis)
Interview: Die beste Defensivakteurin der Welt bereitet sich gezielt auf das Turnier-Highlight des Jahres in Deutschland vor

Ying Han übers WTT Champions Frankfurt: "Das ist eine richtige Show"

SH 18.10.2023

Frankfurt/Main. Elf Fragen an die beste Defensivakteurin der Welt. Deutschlands und Europas Nummer eins bereitet sich gezielt auf das WTT Champions Frankfurt vor. Im Interview erzählt Ying Han, was bei ihrem Champions-Debüt schieflief, warum sie das Format mit nur einem Centercourt-Tisch und den vielen Effekten liebt und dass sie ihr Angriffspiel noch weiter ausbauen will: „Noch bin ich nicht fertig.“

In Texten und Moderationen wirst du als beste Abwehrspielerin der Welt bezeichnet. Bedeutet dir dieser „Titel“ eigentlich etwas?

Ying Han: Es ist ein sehr schönes Gefühl, das zu hören und zu lesen. Es gibt aber so einige gute Abwehrspielerinnen auf der Welt. Da bin ich nicht die einzige. Ich freue mich natürlich, dass ich so genannt werde.

Siehst du dich mit deinem ständig besser werdenden Angriffspiel inzwischen eigentlich als Allrounder wie Ruwen Filus oder fühlst du dich immer noch in der Defensive zu Hause?

Han: Als Kind habe ich wenig Angriff trainiert, deshalb fehlte mir die Basis. Inzwischen bin ich schon eine ganze Weile dabei, intensiv Angriff zu trainieren, aber es dauert einfach lange, ihn in mein Spielsystem zu übernehmen. Noch bin ich nicht fertig. Ich glaube aber immer daran, dass ich es irgendwann schaffen kann, sehr gut anzugreifen.

Beim WTT Champions Frankfurt wirst du als einzige Europäerin unter den Top 8 gesetzt sein. Inwiefern kann dir diese Setzung helfen? Zuletzt in Macau standest du im Achtelfinale Chinas amtierender Einzel-Weltmeisterin Sun Yingsha gegenüber.

Han: Der Vorteil an dieser Setzposition ist, dass man nicht schon in der ersten Runde auf solche Topspielerinnen trifft, aber es gibt auch genügend andere im Feld, die sehr gut gegen mich spielen. Schauen wir mal, ob ich neben der Setzung auch eine gute Auslosung bekomme.

Du hast alle bisherigen vier Champions-Turniere gespielt. In Budapest und Macau im vergangenen Jahr war direkt in der ersten Runde Schluss. Danach lief es besser.

Han: Meine ersten beiden Champions-Turniere waren nicht besonders gut, weil die Kombination aus Tischen und Bällen anders war als bei den meisten anderen Turnieren. Darauf musste ich mich erst einmal einstellen. Auch darauf, dass die Bälle teilweise in der Trainingshalle ganz anders abgesprungen sind als nachher auf dem Centercourt. Das war für mich nicht optimal. Die letzten beiden Champions-Turniere liefen besser. Da hatte ich mich ans Material gewöhnt. Ich kann jetzt besser einschätzen, wie schnell die Bälle fliegen und wie hoch sie abspringen.

 

"Mir gefallen die Lichteffekte in der ansonsten stockdunklen Halle"

 

Wie gefällt dir eigentlich dieses WTT-Champions-Format mit nur einem Tisch und vielen Show-Effekten?

Han: Mir gefällt es, solche Turniere an nur einem Centercourt in einer riesengroßen Halle zu spielen. Ich denke, auch für Zuschauer ist das Zugucken schön. Bei den sonst üblichen vielen Tischen und Spielen parallel verpassen sie sonst viele gute Ballwechsel. Beim WTT Champions Frankfurt können sie sich auf einen einzigen Tisch konzentrieren. Ich setze mich selbst gerne in die Halle, um die anderen Spiele anzuschauen. Schon der Einmarsch sieht sehr professionell aus. Mir gefallen die Lichteffekte in der ansonsten stockdunklen Halle. Das ist eine richtige Show.

Was hast du dir für dein Heimspiel in Deutschland vorgenommen?

Han: Ich freue mich darauf, endlich wieder in Deutschland zu spielen. Das Publikum, die Fans sind eine unglaublich gute Unterstützung für uns Spieler. Daher hoffe ich, dass ich gut spiele und mich ihnen gut präsentieren kann.

Bereitest du dich besonders aufs WTT Champions Frankfurt vor?

Han: Nach der EM habe ich eine Woche pausiert und seitdem intensiv trainiert. Anfang der vergangenen Woche hatte ich ein Champions-League-Spiel mit Tarnobrzeg. Außerdem habe ich kurzfristig eine Wildcard für den WTT Contender in der Türkei bekommen. Deshalb spiele ich in Antalya. Und danach geht’s in Frankfurt auch schon los!

Am Samstag vor dem Turnierbeginn ist die Spieler-Party. Was macht ihr Weltklassespieler da eigentlich?

Han: Ich weiß gar nichts von einer Spieler-Party. Da muss ich mich erst mal informieren (Lacht.). Ich lasse mich überraschen. Es hängt natürlich vor allem von meinem Zeitplan ab. Wenn ich erst am Montag ins Turnier einsteige, kann ich vielleicht ein bisschen mitmachen, aber wenn ich am Sonntag schon spielen muss, macht es keinen Sinn am Samstagabend groß zu feiern.

Bei Timo Boll mit seinen 42 Jahren sprechen viele davon, wie gut er in diesem Alter noch ist. Du bist im April 40 Jahre alt geworden. Merkst du das Alter bei deinem kräftezehrenden Spiel eigentlich?

Han: Mit 40 fühle ich mich beim Training und Spielen nicht großartig anders als vorher, aber ich muss stärker als früher auf meine Erholungsphasen und meine Ernährung achten. Eine gute Vorbereitung ist für mich zentral, damit ich mich nicht verletze. Sonst ist alles wie ich mich schon immer gefühlt habe.

 

"Als ich den ersten guten Ball getroffen hatte, war die Sucht da"

 

Mal weg vom Tischtennis: Du spielst gerne Golf und verbesserst dich stetig. Wie bist du eigentlich zum Golf gekommen?

Han: Golf ist zu meinem zweiten Lieblingssport geworden. Es war fast schicksalshaft. Zuerst wurde unsere Tochter Leonie gefragt, ob sie nicht mal zum Kinder-Golfen mitgehen wolle. Dann hat mein Mann Lei gesagt, es sei bestimmt gut für mich, ein bisschen Sport an der frischen Luft zu treiben und mich abzulenken. Das habe ich nicht ernst genommen. Erst als ich in Japan bei einer guten Freundin war, die gerne golft, habe ich es probiert. Als ich den ersten guten Ball getroffen hatte, war die Sucht da. Es ist ein tolles Gefühl, ganz weit zu schlagen. Nicht wie beim Tischtennis, wo wir immer nur auf den Tisch spielen müssen. Beim Golf ist es ein ganz anderes Gefühl. Außerdem habe ich fast mein ganzes Leben nur in Hallen trainiert habe. Da ist es sehr angenehm, für einen Sport draußen sein zu können.

Mit wem spielst du normalerweise und wie ist dein Handicap?

Han: Ich habe schon mal mit Kristin (Ex-Nationalspielerin und ambitionierte Hobby-Golferin Kristin Lang, Anmerkung der Redaktion) gespielt und spiele sonst normalerweise mit meinem Mann Lei und meiner Tochter Leonie. Man braucht aber niemanden, um zu trainieren. Auf der Driving Range habe ich meine Ruhe.
Vor zwei Monaten habe ich mein Handicap verbessert und liege inzwischen bei 39, glaube ich. Ich spiele aber einfach zu wenig, um besser zu werden.

 

Event-Steckbrief WTT Champions Frankfurt 

  • Datum: 29. Oktober bis 5. November 2023 
  • Ort: Süwag Energie ARENA, Frankfurt am Main, Stadtteil Höchst 
  • Teilnehmende: je 32 Herren und Damen, die je 30 Besten der Weltrangliste plus jeweils 2 Wildcards bei Herren und Damen
  • Modus: Herren- und Damen-Einzel, K.-o.-System ab Runde 1, drei Gewinnsätze von der 32er-Runde bis einschließlich Viertelfinale, vier Gewinnsätze bei Halbfinals und Endspielen
  • Dotierung: insgesamt 500.000 US-Dollar (ca. 465.000 Euro), davon 30.000 Dollar für Sieger und Siegerin sowie je 1.000 Weltranglistenpunkte
  • Online-Tickets bei Reservix
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