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Der Pokalsieg im Januar genügt den Berlinerinnen nicht, nun wollen sie auch den Meistertitel - Weinheim hat etwas dagegen. V.L.: Josi Neumann, Ding Yaping, Trainerin Jessica Göbel, Shan Xiaona, Sabina Surjan, Nina Mittelham, Trainer Jens Ruland (Bild: Dr. Stephan Roscher).
Wer wird Deutscher Meister 2024? Tage der Entscheidung

Auf ein Neues: Berlin gegen Weinheim wird zum Final-Dauerbrenner

Dr. Stephan Roscher 26.06.2024

Weinheim. Die Teams der Vorjahresfinalisten Berlin und Weinheim waren als Favoriten in die Halbfinals gegangen, der Hauptstadtklub gegen Dachau eindeutig, die Nordbadener gegen den „Nachbarn“ Langstadt weniger klar. Am Ende konnten sich beide behaupten, hatten aber in den Rückspielen harte Arbeit zu verrichten, um den neuerlichen Traum vom Endspiel real werden zu lassen. Nun naht mit Siebenmeilenstiefeln die Entscheidung – die mit heißer Nadel gestrickten internationalen Teminpläne ließen keine zügigeren Abläufe, insbesondere zwischen Viertelfinale und Halbfinale, zu. Andererseits auch nicht schlecht für die Fans, deren Lieblingssport somit bis zum allerletzten Tag der Saison im Fokus steht und voll ausgekostet werden kann. Man hört in diesen Tagen immer wieder, dass nicht alle gleichermaßen auf Fußball und die derzeitige EM fixiert sind. Am Freitag und Sonntag erwartet sie mit den beiden Finalspielen der besten Damenmannschaften Deutschlands, beide mit Weltklassespielerinnen bestückt, ein feines Kontrastangebot.

 

Freitag, 18.00 Uhr: TTC 1946 Weinheim – ttc berlin eastside

Sonntag, 13.00 Uhr: ttc berlin eastside – TTC 1946 Weinheim

 

Beste Teams der Liga wollen es wissen

Die Teams, die am Ende der Punktrunde auf den beiden Spitzenplätzen der Liga standen, spielen um den Titel. Irgendwie schon gerecht und konsequent nach einer langen, kräftezehrenden Saison. Beinahe hätte der TSV Langstadt, im Dezember immerhin inoffizieller Herbstmeister, dies durchbrochen, aber eben nur beinahe, weil die Weinheimerinnen im Golden Match nochmals den entscheidenden Tick zulegen konnten.

Vor einem Jahr unterlag man im Finale dem ttc berlin eastside in der Hauptstadt klar mit 1:6, hatte aber im Rückspiel (5:5) lange die Chance auf das damals bei Gleichstand noch obligatorische dritte Spiel vor Augen. Wenn es diesmal einen Tick mehr würde, würde man sich in Weinheim gewiss nicht beschweren.

Der Serienmeister wirkte im Hinspiel gegen Dachau unheimlich souverän, im Rückspiel aber verwundbar, wird gewiss aber die kurze Zeit bis zum finalen Showdown nutzen, um wieder vollends in die Spur zu kommen. Zudem hat er ja auch noch Shan Xiaona sowie die junge Josi Neumann in petto, die, wie zu hören ist, inzwischen ihre Verletzungen auskuriert haben. So oder so versprechen die beiden Endspiele Spannung, vielleicht sogar Dramatik.

Weinheims Macher und Manager Christian Säger war begeistert nach dem Halbfinale und betonte: „Wir sind jetzt das zweite Mal in Folge im Endspiel um die deutsche Meisterschaft. Für unseren Club absolut sensationell. Alles, was noch kommt, ist Zugabe.“ Doch wenn man im Finale steht, möchte man natürlich noch mehr, das ist ganz normal, keiner will „nur“ zweiter Sieger sein. Was letztlich zählt ist, wer am Ende die Meisterschaftstrophäe jubelnd in die Höhe recken kann.

Viele Zuschauer und tolle Stimmung von den Rängen erwartet

Man darf gespannt sein, ob die 335 Zuschauer vom Halbfinal-Rückspiel gegen Langstadt noch zu toppen sein werden. Letztes Jahr bestritt man das Rückspiel in Weinheim an einem Sonntag und freute sich über circa 330 Besucher. Über 300 werden es gewiss sein, auch wenn das Hinspiel an einem Freitagabend, eventuell bei Biergartenwetter, ausgetragen wird. Am Sonntag wird diesmal in der Hauptstadt gespielt – und die tolle, runderneuerte Halle im Sportkomplex Paul-Heyse-Straße, eine wunderschöne Tischtennis-Arena – manche sprechen von einem kleinen Schmuckstück -, dürfte mit über 200 Fans rappelvoll werden. In beiden Partien wird die Stimmung von den Rängen ganz gewiss nicht zu wünschen übrig lassen.

Unglaubliche Erfolgsbilanz des ttc eastside

Schaut man in die Tischtennis-Annalen, scheint der Herausforderer noch immer klarer Underdog zu sein, der vor einem Jahr als Newcomer nach einem Orientierungsjahr im Oberhaus zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ganz oben mitspielte und dem ttc eastside das Leben richtig schwer machte, inbesondere im Finalrückspiel (5:5). Titel bisher also Fehlanzeige. Aber mit der einmaligen Chance, nach bescheidenem Saisonstart mit dem 3:6 in Jena und einer unglaublichen Aufholjagd seit Mitte der Vorrunde die Vorsaison noch zu übertreffen und den größten denkbaren Coup überhaupt zu landen.

Auf der anderen Seite der renommierte ttc berlin eastside. Deutscher Meister 2014, 2015, 2016, 2017, 2019, 2020, 2021, 2022 und 2023, Deutscher Pokalsieger 2014, 2015, 2016, 2017, 2018, 2020, 2021, 2023 und 2024, Champions-League-Sieger 2012, 2014, 2016, 2017, 2021 sowie dreimaliger ETTU Cup-Gewinner – und da sind die zahllosen Erfolge der Vorgängerklubs wie 37 DDR-Meisterschaften (hier alles nachzulesen: https://www.ttc-berlin-eastside.de/Verein) noch gar nicht mitgerechnet. Das liest sich so, als sei der zehnte Meistertitel am Sonntag nur noch Formsache, zumal man allgemein sagt, dass die Berlinerinnen in Finalsituationen fast nicht zu bezwingen sind.

Tradition allein gewinnt noch keinen Titel

Doch Tradition allein gewinnt keinen Titel. Es wird zweimal drei Stunden oder länger konzentriert zur Sache gehen und alles beginnt bei Null. Die bessere Tagesform sowie das immer auch notwendige berühmte Quäntchen Glück werden fraglos eine maßgebliche Rolle spielen.

In der Punktrunde 2023/24 begegnete man sich naturgemäß zweimal. Das Hinspiel in Berlin gewannen die Weinheimerinnen im Dezember nach ganz starker Leistung mit 6:4, die bisher einzige Heimniederlage des Serienmeisters. Das Rückspiel hingegen ging Ende März – nach monatelanger Siegesserie der Weinheimerinnen – mit 6:1 unerwartet deutlich an den ttc eastside. Auch das zeigt, dass letztlich alles möglich ist, wenn die beiden Topteams der Liga aufeinandertreffen.

Trainer schöpfen aus dem Vollen - Stimmen vor dem großen Showdown

Bei Weinheim ist es ein Quintett, das dem Trainer am Freitag und Sonntag zur Verfügung stehen wird: Bruna Takahashi, Yuan Wan, Mateja Jeger, Sophia Klee, Daria Trigolos. Bei Berlin ist der finale Kader noch einen Tick größer, diesem gehören Nina Mittelham, Shan Xiaona, Britt Eerland, Ding Yaping, Sabina Surjan und Josi Neumann an.

In Weinheim sieht man den Titelverteidiger zwar in der Favoritenrolle, fokussiert sich aber mehr auf die gewiss vorhandene eigene Chance. Gewinnt man eine der beiden Partien, hat man das Golden Match sicher, in dem alles möglich scheint. Und das furiose Auftreten des Teams am Sonntag gegen Langstadt beim „Nachsitzen“, wo man nach einem langen, schweren Spiel nochmals unglaubliche Reserven, auch mentaler Art, mobilisieren konnte, zeigt, dass Takahashi und Co. vor einem Golden Match keine Angst zu haben brauchen. Hinzu kommt das psychologische Moment – und wir alle wissen, welch eine wichtige Rolle die Psyche bei Tischtenniswettkämpfen spielt –, dass der ruhmreiche ttc eastside etwas zu verlieren hat, der Newcomer aus Weinheim, der mit diesem Nimbus auch noch in das aktuelle Saisonfinale geht, eigentlich nur etwas gewinnen kann.

So glaubt auch Rainer Schmidt, dass im Prinzip alles möglich sei: „Ja, das denke ich schon, dass es offen ist. Aber Berlin ist und bleibt der Favorit. Trotzdem werden wir unsere Chancen bekommen und dann müssen wir hellwach sein und diese nutzen. Wir haben nichts zu verlieren, nur Berlin.“ Ein zusätzliches Element für das Hinspiel sieht Weinheims Trainer in den Fans: „Wir haben in Weinheim volles Haus und hoffen auf die Unterstützung der Fans. Gerade in engen Situationen kann dies helfen und entscheidend sein. Ich hoffe, dass unsere Zuschauer noch mehr Emotionen zeigen und die Heisenberg-Halle zu einem Hexenkessel machen.“ Allzu ängstlich und defensiv wird man an die Aufgabe nicht herangehen. Man glaubt an die eigene Qualität und ist selbstbewusst. Auf die Frage, ob es das Ziel am Freitag sei, einen Sieg vorzulegen, um Berlin im Rückspiel unter Druck zu setzen, oder ob man einfach erst mal sehen möchte, was eventuell gehen könnte, antwortet Schmidt wie aus der Pistole geschossen: „Unser Ziel ist es immer, zu gewinnen, erst recht zu Hause. Auch gegen Berlin.“

“Das Finale wird sicherlich eine offene Partie. Wir sehen uns keineswegs als Favorit. Wir gehen jedoch davon aus, dass unsere verletzten Spielerinnen Shan und Neumann wieder dabei sind und wir so wesentlich mehr Variationsmöglichkeiten bei der Aufstellung haben“, sagt eastside-Präsident Alexander Teichmann. „Weinheim spielt bis auf den Beginn der Saison sehr solide und wird uns sicherlich alles abverlangen. Ich hoffe, dass unsere Olympia-Teilnehmerinnen nochmal den Fokus auf die beiden Finalspiele legen können und eine gute Leistung abrufen. Dann schauen wir mal, wie es ausgeht.“ Das Halbfinal-Rückspiel gegen den ersatzgeschwächten TSV Dachau (5:5) hatte Teichmann nicht gefallen. Wenn er nochmals betont „Fakt ist aber auch, so wie am Sonntag gegen Dachau wird es nicht reichen“, ist das aber mehr als zusätzlicher Pusch zu bewerten. Damit möchte er seine Spielerinnen motivieren, gerade jetzt nochmals richtig viel Gas zu geben und alles aus sich herauszuholen.

Alles ist angerichtet für ein tolles Finale in zwei Etappen. Lehnen wir uns zurück und genießen wir es.

Beide Partien werden natürlich wieder im Livestream zu verfolgen sein, die Links bringen wir in Kürze.

 

Halbfinals

TSV Langstadt – TTC 1946 Weinheim 4:6

TTC 1946 Weinheim – TSV Langstadt 4:6, 4:0

TSV Dachau 65 – ttc berlin eastside 0:6

ttc berlin eastside – TSV Dachau 65 5:5

 

Viertelfinals

SV DJK Kolbermoor – TSV Dachau 65 1:6

TSV Dachau 65 – SV DJK Kolbermoor 6:2

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt 6:2

TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:2, 3:3 (60:57)

 

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