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Sabina Surjan zeigte sich gegen Daria Trigolos von ihrer besten Seite und steuerte einen wichtigen Punkt zum Berliner Auswärtssieg bei (Bild: Dr. Stephan Roscher).
TTC 1946 Weinheim – ttc berlin eastside 3:6

berlin eastside nimmt erste Hürde auf dem Weg zur Titelverteidigung

Dr. Stephan Roscher 29.06.2024

Weinheim. Titelverteidiger ttc berlin eastside greift am Sonntag nach seinem zehnten deutschen Meistertitel und braucht dazu nur noch ein Remis im Rückspiel gegen den TTC 46 Weinheim. Die Grundlage legte man am Freitagabend mit einem 6:3-Erfolg im Finalhinspiel. Der Gastgeber verkaufte sich dennoch teuer, hatte er doch das Handikap zu verkraften, ohne Topspielerin Bruna Takahashi an die Tische gehen zu müssen. Die Brasilianerin ist in ihrem Heimatland und muss für die beiden Endspiele aufgrund von Visaproblemen passen.

Die Zuschauer erlebten eine Partie auf gutem Niveau, in der der Außenseiter alles versuchte und die besonders im ersten Durchgang außerordentlich spannend verlief. In den Doppeln trennte man sich 1:1. Shan Xiaona, immer noch leicht angeschlagen und deshaln nur im Doppel eingesetzt, gewann an der Seite von Nina Mittelham trotz zweier sehr enger Sätze mit 3:0 gegen Mateja Jeger und Daria Trigolos, die in den Durchgängen eins und zwei jeweils mit 10:8 führten, aber noch abgefangen wurden. Am Nebentisch hatten Yuan Wan und Sophia Klee nur im dritten Satz Mühe beim 3:0 über die Berlinerinnen Britt Eerland/Sabina Surjan. Man weiß nicht, wie sich die Partie entwickelt hätte, wenn Weinheim ein durchaus mögliches 2:0 in den Doppeln vorgelegt hätte.

Im Spitzenpaarkreuz setzte sich eine starke Yuan Wan mit 3:1 gegen Britt Eerland durch (17:15, 11:6, 10:12, 11:9), während die an Position zwei aufgerückte Mateja Jeger gegen Nina Mittelham mit 1:3 (6:11, 11:5, 9:11, 8:11) den Kürzeren zog. Auch hinten gab es anschließend ein leistungsgerechtes 1:1. Zwar ging Daria Trigolos gegen die bärenstarke Sabina Surjan regelrecht unter und machte ganze zehn Punkte zusammen in drei Sätzen, in dieser Deutlichkeit natürlich nicht erwartet, doch konnte eine Sophia Klee in Galaform dies kompensieren. Gegen Defensiv-Ass Ding Yaping muss man erst mal gewinnen. Die nach Langstadt wechselnde Nordhessin zeigte, wie es geht. Klee gewann den ersten Durchgang knapp und verlor den zweiten recht deutlich. Der dritte erwies sich als der Schlüsselsatz. Die routinierte Ding schien auch diesen locker eintüten zu können, führte mit 7:0 und wenig später mit 10:5. Und dann machte ihre 21 Jahre alte Gegnerin mit stoischer Ruhe Punkt um Punkt, sechs in Folge. Die Berlinerin gab sich indes nicht geschlagen und hatte bei 12:11 und 13:12 Satzbälle, Klee wehrte sie ab und schnappte sich diesen Wahnsinns-Durchgang mit 15:13. Im vierten Satz konnte Ding zwar noch ein 6:4 vorlegen, doch Klee war von da an Chefin im Ring und siegte mit 11:7.

Zu diesem Zeitpunkt stand die Partie auf des Messers Schneide und das Publikum war voll da, doch der neunmalige Deutsche Meister begegnete der durchaus brenzligen Situation abgeklärt und zog - eben im Stil eines Champions -, sein Ding weiter unbeirrt durch, während es den Weinheimerinnen, obwohl sie auf Augenhöhe blieben, nicht gelang, noch ein Match auf ihre Seite zu ziehen.

Nina Mittelham gewann das umkämpfte Spitzeneinzel gegen Yuan Wan mit 3:1, wobei der vierte Satz mit 16:14 die Entscheidung zugunsten der Weltranglisten-17. brachte, die drei Satzbälle ihrer Gegnerin abwehrte, die vor 14 Tagen in Erfurt deutsche Vizemeisterin geworden war. Der ttc eastside ließ sich das Heft nicht mehr aus der Hand nehmen, wenngleich es bis zum Schluss spannend blieb. Mateja Jeger konnte Britt Eerland mit ihrem gekonnten Kurznoppenspiel in Bedrängnis bringen, doch die Niederländerin war am Ende – trotz eines zwischenzeitlichen 1:2-Satzrückstands – obenauf. Und Daria Trigolos konnte das Spiel auch nicht mehr aus dem Feuer reißen, auch wenn sie sich gegen Ding Yaping recht gut erholt von der Schlappe gegen Surjan zeigte, den dritten Satz klar gewann, sich jedoch am Ende der immensen Erfahrung ihrer Gegnerin beugen musste. Am Nebentisch lag Sophia Klee zu diesem Zeitpunkt noch aussichtsreich im Rennen gegen Sabina Surjan, doch das zählte nicht mehr, denn nach dreieinhalb Stunden war das sehenswerte erste Final-Duell mit Dings Sieg beendet. Die Frage, wie es mit Bruna Takahashi gelaufen wäre, verbietet sich, zumal es keiner wissen kann. Im Sport zählen eben keine Konjunktive und man muss mit dem zur Verfügung stehenden Personal klarkommen.

Am Sonntag um 13 Uhr steigt das Rückspiel in der schmucken umgestalteten Spielhalle im Berliner Sportkomplex Paul-Heyse-Straße, die zum zweiten Mal binnen einer Woche Schauplatz eines Topspiels sein wird.

“Wenn man im Heimspiel im Finale 3:6 verliert, ist man natürlich nicht glücklich”, sagte Weinheims Manager Christian Säger kurz nach der Partie. “Aber das ist relativ. Wir müssen beide Endspiele ohne Bruna Takahashi bestreiten und Berlin kann aus dem Vollen schöpfen. Daher war das heutige Spiel absolut zufriedenstellend für uns in Sachen Kampf, Einsatz und Leidenschaft. Auch alle Zuschauer gingen nicht unzufrieden nach Hause.” Die Schlüsselmomente in Sägers Sicht: “Beim Stande von 3:3 verlor erst Yuan Wan unglücklich gegen Mittelham und am Nebentisch Mateja Jeger mit 9:11 im fünften Satz gegen Eerland. Daher hätten wir mit ein bisschen Glück auch ein 5:5 erreichen können. Aber Berlin war einfach den einen Tick besser als wir. Sehr stark heute Sophia Klee gegen Ding und Yuan Wan gegen Eerland.” Sein Team wird am Sonntag in jedem Fall nochmal alles probieren, um ins Golden Match zu kommen. 

„Das war ein richtig schweres Match, so wie wir es erwartet haben“, so ein erleichterter Alexander Teichmann, Präsident des ttc berlin eastside. „Leider ist Josi Neumann immer noch nicht einsatzfähig und auch Shan ist noch nicht wieder hundertprozentig fit. Aber da wir ja schon Anfang der Woche wussten, dass Takahashi nicht spielen wird, konnten wir Nana heute nochmal schonen.“ Teichmann zufolge ist noch nichts entschieden: „Nach dem Ergebnis letzte Woche zu Hause gegen Dachau, sollten wir gewarnt sein und das Spiel am Sonntag nochmal hochkonzentriert angehen. Damit nichts schief geht und wir unseren Titel verteidigen können.“

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Erläuterung: Wenn wir hier vom neunten bzw. zehnten Meistertitel sprechen, sind natürlich nur die Erfolge des ttc berlin eastside in der Bundesrepublik gemeint. Wir wurden nämlich von Fans des Vereins zu Recht darauf hingewiesen, dass laut Beschluss des DTTB vor einigen Jahren alle Titel, auch die gewonnenen aus der DDR-Zeit, statistisch den betreffenden Vereinen zugerechnet werden, wie im Fußball übrigens auch. Somit darf sich der ttc eastside derzeit nicht bloß über neun, sondern über 29 Deutsche Mannschaftsmeisterschaften der Damen freuen. Am Sonntag soll somit der 30. Titel dazukommen. Hinzu gesellen sich noch zwölf Mannschaftstitel bei den Herren in der DDR. Insgesamt sind es derzeit also 41 Deutsche Mannschaftsmeisterschaften. Borussia Düsseldorf als Rekordhalter bei den Herren hat übrigens „nur“ 33 nationale Meisterschaften errungen.

 

Livestream vom Rückspiel

Am Sonntag in der Haupstadt wird das bewährte Team Bernd Guder/Dietmar Ripplinger das Geschehen wie üblich kostenlos und in Topqualität streamen:

https://www.youtube.com/live/bMYfw1UW6B4?si=12dDTUK3zHm6GLk_

https://www.youtube.com/live/zCD0AVqNvL4?si=XdKDLAGTS3DoqzXz

 

Halbfinals

TSV Langstadt – TTC 1946 Weinheim 4:6

TTC 1946 Weinheim – TSV Langstadt 4:6, 4:0

TSV Dachau 65 – ttc berlin eastside 0:6

ttc berlin eastside – TSV Dachau 65 5:5

 

Viertelfinals

SV DJK Kolbermoor – TSV Dachau 65 1:6

TSV Dachau 65 – SV DJK Kolbermoor 6:2

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Langstadt 6:2

TSV Langstadt – TTG Bingen/Münster-Sarmsheim 6:2, 3:3 (60:57)

 

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