Anzeige
Hatte im Einzel keine Schwerstarbeit zu verrichten, war jedoch im Doppel ernsthaft gefordert: Ece Harac (Bild: Dr. Stephan Roscher).
SV SCHOTT Jena – SV Böblingen 6:1

Jena mit deutlichem Sieg im Kellerduell

Dr. Stephan Roscher 03.03.2024

Jena. Welch ein Comeback nach der Devise „Totgeglaubte leben länger“! Es war beeindruckend, welches Tischtennisfeuerwerk der Aufsteiger aus Thüringen – nach 1:9 Punkten in den vorausgegangenen fünf Partien – seinen Fans im Kellerduell präsentierte. Auch wenn man sehen konnte, dass einige Böblinger Spielerinnen noch stark mitgenommen waren vom Tod ihres langjährigen Machers und Managers Frank Tartsch. Doch es musste ja weiter gehen, das Profitischtennis kennt keinen Stillstand und jeder Punktgewinn ist gerade in dieser ausgeglichenen Liga von großer Bedeutung.

Am Ende stand ein vielleicht etwas zu deutlich ausgefallener, aber doch hoch verdienter Sieg, mit dem der SV SCHOTT die rote Laterne an die Böblingerinnen weitergegeben hat. Nun besitzt man die große Chance, am Sonntag beim „Doppelwumms“-Event in Bad Königshofen vor vermutlich großer Kulisse gegen den TSV Langstadt nachzulegen und sich ein weiteres Stück vom einzigen Abstiegsplatz zu entfernen.

Angekündigt war eine personelle Saisonpremiere bei den Thüringern. Die 21-Jährige Haruna Sugita, die letzte Saison bereits in der Aufstiegsmannschaft stand, war gemeint. An Position vier gemeldet, war die Japanerin Jenas Nummer eins im Duell mit Gotsch und Co. „Sugita ist eine Schülerin von Koji Itagaki und diesem nach wie vor eng verbunden“, erläutert Jenas Abteilungsleiter Andreas Amend. „Schon im letzten Jahr trug sie mit ihrer Leistung maßgeblich zum Aufstieg in die erste Liga bei. Sie ist eine absolute Charakterspielerin, die mit ihrem Kampfgeist und ihrer positiven Einstellung unser Team absolut bereichert.“

Bei den Gästen ersetzte Katrin Quarg, die normalerweise in der Landesklasse aufschlägt, die nicht zur Verfügung stehende Alexandra Kaufmann. Die Niederlage von Gotsch/Quarg im Doppel war seitens der SVB einkalkuliert. Die Hoffnung ruhte auf Kaufmann/Avameri gegen Sugita/Harac. Die beiden Böblingerinnen gewannen den ersten Satz, unterlagen im zweiten und dritten allerdings knapp. Genauso im vierten. 2:0 für Jena nach den Doppeln, das verhieß aus Sicht der Schwaben nichts Gutes.

Im Einzel – überraschend setzte der Gastgeber Shi Qi nur im Doppel ein und ließ Toptalent Koharu Itagaki somit an Position zwei aufrücken – bot Annett Kaufmann wie gewohnt Hochgeschwindigkeits-Tischtennis und bezwang Haruna Sugita, zweimal knapp, einmal klar. Es folgte das Duell 14 vs. 55: Qianhong Gotsch versuchte vergebens, sich auf das Spiel von Koharu Itagaki zu fokussieren. Man muss aber dazu sagen, dass Itagaki gegen Abwehr bereits sehr clever und besonnen agiert, sodass man ihren Drei-Satz-Sieg nicht nur auf die Gefühlslage des Böblinger Defensiv-Asses reduzieren sollte. Völlig unbeeindruckt von dem großen Namen auf der anderen Seite des Tisches setzte Jenas „Nesthäkchen“ um, was sie schon kann, und spielte beim 11:6, 11:7, 13:11 richtig gut. Der unerwartete Punkt zur Jenaer 3:1-Pausenführung war das klare Signal, dass man sich mit einem Remis nicht zufriedengeben würde und einen Sieg im Visier hatte.

Dass die türkische World-Tour-Spielerin Ece Harac gegen Katrin Quarg nichts anbrennen lassen würde, war klar. Somit hatte Jena bereits vier Punkte im Sack – und einen weiteren, falls es zu einem abschließenden Match der beiden an Position vier gemeldeten Spielerinnen gekommen wäre. Böblingens Estin Airi Avameri hätte ihr Team nochmal heranbringen können, sie kämpfte sich nach 0:2-Satzrückstand gegen Valerija Mühlbach zurück ins Match, doch im Entscheidungsdurchgang hatte Mühlbach das Heft wieder in der Hand. 5:1, Jena hatte den ersten Sieg seit dem 22. Oktober 2023 so gut wie in der Tasche.

Es folgte das Spitzeneinzel Haruna Sugita gegen Qianhong Gotsch. „Zwar kämpfte die Böblinger Ikone wie eine Löwin, unterlag aber 13:15 schon im dritten Satz“, so Manfred Schneider in seinem Spielbericht. Für den SVB-Pressewart stand außer Zweifel, dass das Team „die Trauer noch nicht verarbeitet“ hat. „Hongi“ Gotsch sah das ähnlich: „Wir brauchen noch Zeit, um den Tod von Frank zu verarbeiten. Trotzdem haben wir gekämpft wie immer, leider heute aber auch Pech gehabt. Das 1:6 hört sich klar an. Aber wenn man sich die Sätze anschaut, waren doch auch einige knappe dabei.“

„Das war das so dringend notwendige Lebenszeichen, das unser Team heute geliefert hat“, freute sich dagegen Andreas Amend. „Vor allem war es eine taktische Meisterleistung unseres Chefcoachs Ralf Hamrik, der den richtigen Riecher für die Einzelaufstellung hatte, als er die im Doppel erfolgreiche Qi Shi aus der Einzelmeldung rausließ, damit Itagaki gegen Gotsch spielen konnte. Koharu stellte prompt ihre Stärke gegen Abwehr unter Beweis und lieferte sicher die Vorentscheidung in dieser Partie mit ihrem Sieg gegen Hongi.“

Man darf gespannt sein, ob der SV SCHOTT Jena in dieser Aufstellung, Shi Qi könnte diesmal auch in den Einzeln zum Einsatz kommen, und mit dem Rückenwind vom Böblingen-Spiel auch am Sonntag gegen Langstadt in der Bad Königshofener Shakehands Arena bestehen kann – die Partie findet dort um 17 Uhr im Anschluss an das Herren-TTBL-Spiel Bad Königshofen – Fulda-Maberzell statt. Die Hessinnen, die sich am Samstag gegen Bingen mit einem Remis begnügen mussten, sind zwar noch Tabellenzweiter, konnten aber in der Rückrunde noch keinen Sieg verbuchen und hatten auch im Hinspiel (5:5) Mühe mit dem Aufsteiger, der allerdings damals mit Misuzu Takeya an die Tische ging. Langstadt wird ohne asiatische Nummer eins spielen, weder die Taiwanerin Cheng Hsien-Tzu noch die für die Rückrunde verpflichtete Chinesin Liu Xin stehen zur Verfügung. Es könnte spannend werden beim „Doppelwumms“ in Unterfranken.

Die SV Böblingen indes dürfte sich bei Serienmeister ttc berlin eastside kaum den Kummer von der Seele spielen können. In der Hauptstadt hängen die Trauben hoch, man reist als krasser Außenseiter an, zumal man ja mit einer Ersatzspielerin aus der Landesklasse auflaufen muss. Psychologisch ist so ein Spiel zum jetzigen Zeitpunkt aber vielleicht gar nicht so schlecht, da keinerlei Erwartungsdruck vorhanden ist.

 

1. Bundesliga Damen am Sonntag:

ttc berlin eastside – SV Böblingen (13 Uhr)

TTG Bingen/Münster-Sarmsheim – TSV Dachau 65 (14 Uhr)

SV DJK Kolbermoor – TTC 1946 Weinheim (14 Uhr)

SV SCHOTT Jena – TSV Langstadt (17 Uhr, in Bad Königshofen)

 

Links

Webseite der 1. Bundesliga Damen

1. Bundesliga Damen auf click-TT: Spielplan, Infos und Tabelle

Liveticker

weitere Artikel aus der Rubrik
1. Bundesliga Damen 30.06.2024

EILMELDUNG: Titelverteidigung geglückt: ttc berlin eastside erneut Deutscher Meister

Um Punkt 16.00 Uhr war es vollbracht! Es war erneut spannend, doch am Ende setzte sich der Serienmeister gegen auch ohne Bruna Takahashi starke Weinheimerinnen durch. Beim Spielstand von 5:3 für die Hauptstädterinnen musste nicht mehr weitergespielt werden, weil nach dem 6:3 im Hinspiel ein Remis zur Titelverteidigung genügt hätte. Es war erneut ein hartes Stück Arbeit für Mittelham und Co. Beim Zwischenstand von 3:3 schien der Ausgang noch völlig offen, doch dann zog Berlin nochmals das Tempo an. Somit ist der ttc berlin eastside zum zehnten Mal Deutscher Meister. Rechnet man die Titel der Vorgänger in der DDR mit – wie es auch im DTTB üblich ist –, ist es sogar der 30. nationale Meistertitel der Vereinsgeschichte.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 29.06.2024

berlin eastside nimmt erste Hürde auf dem Weg zur Titelverteidigung

Titelverteidiger ttc berlin eastside greift am Sonntag nach seinem zehnten deutschen Meistertitel und braucht dazu nur noch ein Remis im Rückspiel gegen den TTC 46 Weinheim. Die Grundlage legte man am Freitagabend mit einem 6:3-Erfolg im Finalhinspiel. Der Gastgeber verkaufte sich dennoch teuer, hatte er doch das Handikap zu verkraften, ohne Topspielerin Bruna Takahashi an die Tische gehen zu müssen. Die Brasilianerin ist in ihrem Heimatland und muss für die beiden Endspiele aufgrund von Visaproblemen passen.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 28.06.2024

Zehnter Meistertitel für Berlin oder erster für Weinheim?

Die Spannung ist zum Greifen, morgen beginnt der große Showdown um den Titel mit dem Hinspiel in Weinheim, am Sonntag fällt die Entscheidung in der Hauptstadt. Nachfolgend die Links zu den Livestreams.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 26.06.2024

Auf ein Neues: Berlin gegen Weinheim wird zum Final-Dauerbrenner

Die Teams der Vorjahresfinalisten Berlin und Weinheim waren als Favoriten in die Halbfinals gegangen, der Hauptstadtklub gegen Dachau eindeutig, die Nordbadener gegen den „Nachbarn“ Langstadt weniger klar. Am Ende konnten sich beide behaupten, hatten aber in den Rückspielen harte Arbeit zu verrichten, um den neuerlichen Traum vom Endspiel real werden zu lassen. Nun naht mit Siebenmeilenstiefeln die Entscheidung – die mit heißer Nadel gestrickten internationalen Teminpläne ließen keine zügigeren Abläufe, insbesondere zwischen Viertelfinale und Halbfinale, zu. Andererseits auch nicht schlecht für die Fans, deren Lieblingssport somit bis zum allerletzten Tag der Saison im Fokus steht und voll ausgekostet werden kann. Man hört in diesen Tagen immer wieder, dass nicht alle gleichermaßen auf Fußball und die derzeitige EM fixiert sind. Am Freitag und Sonntag erwartet sie mit den beiden Finalspielen der besten Damenmannschaften Deutschlands, beide mit Weltklassespielerinnen bestückt, ein feines Kontrastangebot.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 24.06.2024

Langstadt klar besser als im Hinspiel, doch Weinheim schlägt im Golden Match gnadenlos zu

Nach einem schwachen Hinspiel vor heimischer Kulisse, das mit 4:6 verloren ging, stand der TSV Langstadt am Sonntagnachmittag beim Rückspiel in Weinheim gehörig unter Druck und musste gewinnen, um ins Golden Match zu kommen und seine Chance auf den zweiten Finaleinzug der Vereinsgeschichte zu wahren. Teil eins gelang, man zeigte sich vor großer Kulisse stark verbessert und erzwang tatsächlich das Golden Match durch einen 6:4-Sieg. Dort jedoch zeigten die Weinheimerinnen die stabileren Nerven und gewannen sämtliche Sätze. Sie bestreiten nun, wie im Vorjahr, die Endspiele gegen den ttc berlin eastside, der beim 5:5 gegen Dachau (Hinspiel 6:0) nur knapp um das Golden Match herumkam.
weiterlesen...
1. Bundesliga Damen 23.06.2024

Titelverteidiger ttc berlin eastside steht als erster Finalist fest

Der ttc berlin eastside steht in den Endspielen um die Deutsche Meisterschaft, die am kommenden Freitag und Sonntag ausgetragen werden. In einer Woche also könnte der Hauptstadtklub zum zehnten Mal den nationalen Titelgewinn feiern, was der Finalgegner natürlich verhindern möchte. Allerdings hatte man vor über 150 Fans bei der Premiere in der tollen runderneuerten Halle im Sportkomplex Paul-Heyse-Straße erhebliche Mühe, um gegen einen gegenüber dem 0:6 im Hinspiel nicht wiederzuerkennenden TSV Dachau mit einem Remis die Kurve zu nehmen und sich das durchaus mögliche Golden Match zu ersparen.
weiterlesen...
© Deutscher Tischtennis-Bund e.V. - DTTB - Alle Rechte vorbehalten

Datenschutz | Impressum